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das ist so aufgenommen

“das kommt so aus der kamera, daran habe ich nichts gemacht.”

so oder so ähnlich lautende äußerungen höre ich immer wieder bei bildbesprechungen. es scheint ein besonderes qualitätsmerkmal zu sein, wenn man die fotos ohne irgendwelche bearbeitungen direkt aus der Kamera übernimmt.

da ist es auch egal, ob die bilder in den Lichtern ausfressen, in den tiefen absaufen, die schärfe bei z.b. makros nicht zu 100% stimmt, die bilder einen ungewollten farbstich haben oder bei landschaftsaufnahmen der horizont schief ist.

meist arbeitet der fotograf dann mit dem jpg format. diese fotos werden dann durch die software der kamera entsprechend manipuliert. diese jpegs sind bereits geschärft und haben leichte tonwerkorrekturen und sonstige anpassungen durchlaufen und werden direkt so auf der karte in der kamera abgelegt. von wirklich unbearbeiteten bildern kann also keine rede sein. viel mehr ist es ein glücksspiel, ob die kamerainterne anpassungen dem genügt, was der fotograf haben möchte. es hängt also von der gewählten kamera und deren einstellungen ab, wie das ergebnis später aussieht. da muss man sich fragen, wer hat die eigentliche leistung vollbracht, der fotograf oder der softwareentwickler, der die entsprechenden automatiken entworfen hat?

meist bieten die kameras hierzu spezielle motivprogramme, mit deren hilfe dies alles möglich wird. bei den profimodellen wird man diese  programme jedoch kaum finden. warum nur, am preis kann es nicht liegen? hier setzt man wohl voraus, dass der profi weiß was er tut und er dazu keine kamerainternen anpassungen benötigt.

profis arbeiten in der regel auch im raw format und müssen damit ihre bilder nachträglich bearbeiten. (hier lasse ich mal die pressefotografen aussen vor, da hier die aktualität die hauptrolle spielt, da ist es auch mal egal, ob das foto scharf in der zeitung abgedruckt wird oder nicht, hauptsache es gibt eine entsprechendes foto).

bei naturfotografen scheint das sogar ein regelrechtes dogma zu sein. man darf keinerlei veränderungen am bild vornehmen. dies gilt als manipulation.

tatsächlich schreiben die verschiedenen fotoverbände wilde definitionen vor, mit denen sie die bildbearbeitung im zaum halten möchten (z.b. definition naturfotografie der fiap). diese definition ist so schwammig formuliert, daß es mir schwerfällt sie zu verstehen.

mir erschliesst sich jedoch bis heute nicht warum? wen möchte man schützen? was will man damit erreichen?

der fortschritt ist nicht aufzuhalten, und die kameras rüsten immer mehr auf. die entsprechenden motivprogramme werden immer ausgefeilter und umfangreicher. so kann nun nachträglich der focus gesetzt werden, störendes kann man in der Kamera bereits entfernen lassen, stürzende linien werden direkt kameraintern begradigt.

in zukunft werden bearbeitungen, die bisher nur in aufwändigen schritten in photoshop möglich sind, bereits bei der aufnahme direkt realisiert werden.

werden die verbände dann einzelne kameras von den wettbewerben ausschliessen? wohl kaum.

eine beschränkung der bearbeitung wird also immer weniger zielführend.

jeder der sein Foto bearbeitet, beschäftigt sich zwangsläufig auch länger damit und kann dem bild seine handschrift oder zumindest seine sichtweise mitgeben. dies sollte eigentlich im sinne der verbände sein.

ziel sollte es doch sein, die besten fotos in ausstellungen und publikationen zu zeigen. am besten sogar neue sichtweisen und perspektiven. doch darum scheint es den verbänden nicht zu gehen.

dieses silodenken der verbände hat auch gravierende auswirkungen auf die wettbewerbsszene:

  1. alle “unbearbeiteten” tierfotos werden in der natursparte eingereicht. die wenigsten “unbearbeiteten” fotos sind hierbei wirklich gut. wenn sich alle an die ausschreibungsvoragben halten würden, würde sich hier direkt die spreu vom weizen trennen.
  2. leider halten sich die teilnehmer nicht immer an die ausschreibungskriterien, so dass auch bearbeitete fotos in dieser sparte eingereicht werden. meist stellt sich nach abschluss der jurierung oder sogar erst nach der vernissage heraus, dass fotos als siegerfotos prämiert wurden, die nicht den wettbewerbskriterien genügen. diese werden dann zwar nachträglich disqualifiziert, nur hat davon niemand mehr etwas. die vernissage ist vorbei, der katalog ist gedruckt, die presseberichte ebenfalls. das ist für die ausrichter und alle teilnehmer höchst unbefriedigend. immerhin bezahlt man eine Teilnahmegebühr, und der ausrichter ist für den ordnungsgemäßen ablauf verantwortlich. wie man das bei mehreren tausend einsendungen leisten soll ist aktuell nicht geklärt. wie wäre es, wenn man bei bekanntwerden eines solchen vorgangs, anspruch auf rückerstattung seiner teilnahmegebühr hätte?
  3. alle bearbeiteten tierfotos werden in der sparte “freies thema” eingereicht. dort konkurrieren diese tierfotos mit architektur, street, protrait usw..  diese tierbilder sind meist perfekt in ausschnitt, farbe, schärfe und freistellung.
  4. der besucher dieser ausstellung findet nun also prämierte fotos, die vielleicht nicht perfekt sind, aus der sparte “natur” und bestens ausgearbeitete tierfotos in der sparte “freies thema”. ist diese unterscheidung dem besucher einer ausstellung vermittelbar? ich bezweifle dies.

ich frage mich,was diese unterscheidung soll.

die bearbeitung gab es auch schon im labor und war dort ein zulässiges werkzeug. heutzutage ist dieses werkzeug sehr viel mächtiger geworden und die möglichkeiten demzufolge ebenso. die kameraentwicklung wird diese entwicklung weiter vorantreiben.

die verbände stehen dieser entwicklung ziemlich hilflos gegenüber, zumal diese an dem wettbewerbsgeschäft prächtig mitverdienen. aber dies ist ein anderes thema.

 

 

2 Comments:

  1. Annette Wagner 14. Oktober 2016 Reply

    Ach ja…das ist mir so aus der Seele gesprochen. Ich nehme unter anderem deswegen nie an Wettbewerben teil, weil ich keine Lust habe bei meinen Bildern darauf zu achten ob und wenn ja wie ich bearbeiten darf. In PS bin ich gerade noch in der Lern- und Probierphase, setze da aber immer mehr ein, auch weil mir dieser Teil meines Hobbys so unendlich viel Spaß macht.
    Nur ein Aspekt fehlt noch…viele, die gegen das Bearbeiten sind, können es einfach nicht und wollen sich auch nicht damit beschäftigen. Und darum wird das Blockiert wo es nur geht.
    Die Bilder auf dieser Seite und auf FB sind übrigens der Hammer uns sehr inspirierend.

    • peter 14. Oktober 2016 Reply

      vielen dank Annette. mit dem bearbeiten und dem fehlenden know how könntest du recht haben. wer gibt das denn zu?ich sehe dass hier alles zusammengehört – fotografieren – bearbeiten – präsentieren. es geht mir nicht um pokale und titel, es soll spaß machen und den haben wir!

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