spurensuche

alte fotoalben faszinieren mich schon seit jeher. dabei spielt es keine rolle, ob mir die menschen auf den fotos bekannt sind.

habe ich als kind oder als  junge frau in solchen alben geblättert, waren das für mich „relikte aus der steinzeit“.

nun hatte ich nach abschluss einer fotokollektion etwas leerlauf und habe mir die alben wieder angeschaut.

die bilder haben mich sofort gefesselt! liegt es daran, dass ich nun älter bin als die meisten darauf porträtierten? die gesichter erschienen mir plötzlich so jung, keine spur mehr von „steinzeit“!

viele der aufnahmen sind in fotostudios entstanden, was damals bestimmt eine kostspielige angelegenheit war. dementsprechend stolz wird in die kamera geschaut. die besten kleider trug man wohl zu diesen anlässen, gerne auch eine uniform.

ich mag das posing der damaligen zeit. sowohl die akkurate anordnung eines gruppenfotos, als auch das eher nachlässige gestalten eines schnappschusses. 

beim blättern entstand dann die idee, mit diesen bildern zu arbeiten. daraufhin habe ich etliche fotos abfotografiert, am pc retuschiert (stockflecken und knitterfalten  entfernt, schadhafte stellen ausgebessert etc). ich habe mir entsprechende ausschnitte gewählt, die personen freigestellt und andere hintergründe eingesetzt.

bewusst habe ich mit unschärfe und verwischungen gearbeitet , teils, um dem ganzen eine etwas abstraktere anmutung zu verleihen, aber auch um einen eher flüchtigen eindruck zu erzielen. quasi wie ein „verwischen der zeit“.

farblich habe ich mich auf dunklere blau-, grau-  oder brauntöne reduziert, auch beim licht habe ich gespart. die zeiten waren dunkel damals…..

diese gesichter so groß vor mir auf dem pc zu haben, den personen direkt in die augen zu schauen, empfand ich als sehr intensiv. manchmal entstand fast eine art intimität.

susanne jung